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Spurenkennzeichnung von Lebensmitteln: Das VITAL Konzept

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Ist eine Kennzeichnung nötig? So bewerten Sie die Allergenspuren in Ihren Produkten

August 2024 (Update). 2005 als "Not-for-Profit" gegründet, entwickelte die Australisch-Neuseeländische Industrieinitiative Allergen Bureau einen standardisierten Prozess zur Risikobewertung von unbeabsichtigten Allergenspuren auf Basis von Schwellenwerten. Dieses als VITAL Konzept bekannte Vorgehen (Voluntary Incidental Trace Allergen Labelling) wurde 2007 veröffentlicht und ist seit Sommer 2024 in der Version 4.0 verfügbar. Es hilft Lebensmittelherstellenden beim Management von Allergenen und damit auch bei der Entscheidung, ob eine Spurenkennzeichnung nötig ist oder nicht.

Während die Kennzeichnung allergener Zutaten klar geregelt ist, stellen sich bei unbeabsichtigten Einträgen von Allergenen durch Kreuzkontaminationen („cross contacts“) viele Fragen. Bei der Produktion von Lebensmitteln kann es an vielen Stellen dazu kommen; z. B. durch „verunreinigte“ Rohstoffe, geteilte Produktionsanlagen, beim Transport etc. Da sich manche Allergenspuren auch mit einem sorgfältigen Allergenmanagement nicht vermeiden lassen, weisen viele Lebensmittelherstellende auf ihren Produkten auf diese Allergenspuren hin. So finden sich auf Lebensmitteletiketten Warnhinweise wie z. B. "kann enthalten“ oder „enthält Spuren von ...". Die Verwendung von Warnhinweisen schränkt die Lebensmittelauswahl für Allergiker:innen stark ein. Zudem sagt die Formulierung keineswegs etwas über die Höhe des Risikos aus. Das in Australien und Neuseeland entwickelte VITAL Konzept ist ein nützliches Werkzeug, um Allergenspuren zu bewerten. Auch der Wortlaut der jeweiligen Allergenhinweise ist genau vorgegeben und einheitlich.

Neue Allergen-Referenzdosen

FAO und WHO wurden 2019 vom Codex Committee on Food Labelling (CCFL) beauftragt, das Codex-Komitee hinsichtlich der Allergenkennzeichnung wissenschaftlich zu beraten. In den darauffolgenden Jahren hielt ein Expertengremium, in dem auch Mitglieder des VITAL Scientific Expert Panel (VSEP) vertreten waren, mehrere Sitzungen ab und veröffentlichte die gewonnenen Erkenntnisse in den Jahren 2022 bis 2024. Die empfohlenen Referenzdosen basierten nun auf den ED05-Werten (Eliciting Dose 05, Auslösedosis). Diese Dosis wurde als sicher definiert, da nur 5 % der allergischen Bevölkerung wahrscheinlich reagieren.

Bereits im März 2024 haben die deutschen ALS- und ALTS-Expertenausschüsse ihre Beurteilungswerte für nicht deklarierte Allergene aktualisiert und weitestgehend an die von der FAO und WHO empfohlene ED05-Dosis angepasst. Auch die Gesetzgebung in den Niederlanden wurde angepasst.

Nun hat auch das Allergen Bureau Australien/Neuseeland mit der neuen Version VITAL 4.0 die von der FAO und der WHO empfohlenen Referenzdosen übernommen. Diese Referenzdosen sind jetzt im online verfügbaren VITAL Calculator enthalten. Auch für das Allergen Weichtiere, empfehlen die VITAL-Expert:innen einen Risikomanagement-Wert und unterstützen somit auch Nutzer:innen der EU-Region.

Empfohlene Referenzdosen

Allergen VITAL 3.0 Ref Dosis (mg Protein)* VITAL 4.0 Ref Dosis
(mg protein)#
Änderung
Prioritäre Allergene (RfD)
Mandeln 0,1 1,0
Cashewkerne (und Pistazien) 0,05 1,0
Eier 0,2 2,0
Fisch 1,3 5,0
Haselnüsse 0,1 3,0
Milch 0,2 2,0
Erdnüsse 0,2 2,0
Sesam 0,2 2,0
Garnelen 25 200
Walnüsse (und Pecannüsse) 0,03 1,0
Weizen 0,7 5,0
Nicht-Prioritäre Allergene (RfD)
Soja 0,5 10
Sellery 0,05 1,0
Nicht-Prioritäre Allergene (Risikomanagement-Wert)
Lupine 2,6 10
Senf 0,05 1,0
Para-, Macadamianüsse und Pinienkerne 0,1 1,0
Buchweizen - 10 +
VSEP Risikomanagement-Wert
Weichtiere - 20 +

* Basiert auf ED01 | # aus ED05 gerundet | + Neue Referenzdosis oder Risikomanagementwert (Risk Management Value)
Quelle: Allergen Bureau. 2024, VITAL 4.0 Summary and FAQs (Seite 6)

Portionsgrößen

Die Referenzdosis wird als Gesamtproteinmenge in der Einheit mg (Milligramm) angegeben. Zur Einschätzung des Risikos für den allergischen Konsumierenden ist die Portionsgröße zu berücksichtigen, also die Menge an Lebensmittel, die üblicherweise davon verzehrt wird. Das kann ein Schokoladenriegel mit einem Gewicht von 50 g sein oder ein Fertiggericht von 500 g Gewicht.

"Action Levels"

Finden sich in einem Produkt Spuren eines Allergens, berechnen sich in Abhängigkeit von der Portionsgröße so genannte "Action Levels". Action Level 1 bezeichnet dabei eine sehr geringe Allergenmenge in der Lebensmittelportion, die unterhalb der Referenzdosis liegt. Damit ist dieses Lebensmittel mit einer sehr hohen Wahrscheinlichkeit unbedenklich für allergische Verbraucher:innen, eine Spurenkennzeichnung daher nicht nötig. Im Action Level 2 ist die Menge an Allergen größer als die Referenzdosis. Damit besteht ein signifikantes Risiko für eine allergische Reaktion, eine Spurenkennzeichnung ist nötig.

Ein Rechenbeispiel

Labor-Ergebnis: 10 mg/kg Casein – Ist gemäß VITAL eine Spurenkennzeichnung nötig?

  1. Umrechnung in mg Protein (Gesamtmilchprotein; 80% der Milchproteine sind Casein)
    Labor-Ergebnis = 12,5 mg/kg Milchprotein
  2. Berechnung der Action Levels in Abhängigkeit von der Portionsgröße
    VITAL Referenzdosis = 2 mg Milchprotein, Action Level ist also 2 mg einer Kilogramm-Portion

    a) Action Levels in 500 g Fertiggericht:
    < 4 mg/kg Milchprotein – keine Spurenkennzeichnung
    > 4 mg/kg Milchprotein – Spurenkennzeichnung nötig
    Für das Fertiggericht mit der o. g. Caseinkonzentration ist also eine Spurenkennzeichnung nötig!

    b) Action Levels in 50 g Schokolade:
    < 40 mg/kg Milchprotein – keine Spurenkennzeichnung
    > 40 mg/kg Milchprotein – Spurenkennzeichnung nötig
    Für Schokolade mit der o.g. Caseinkonzentration ist also keine Spurenkennzeichnung nötig!

Kontaktieren Sie uns

Haben Sie Fragen zur Spurenkennzeichnung von Lebensmitteln? Interessieren Sie sich für die Umsetzung des VITAL Konzepts für Ihre Lebensmittelprodukte? Wenden Sie sich gerne an Ihre:n persönliche:n Kundenbetreuer:in oder direkt an unsere Expert:innen für Allergene.