Grenzwerte für Ergotalkaloide und Mutterkornsklerotien in Getreide
Für 2024 geplante Absenkungen von Höchstgehalten teilweise verschoben
Juli 2024 (Update). Am 25. August 2021 hat die EU mit der Verordnung (EU) 2021/1399 zur Änderung der Verordnung (EG) Nr. 1881/2006 neue Höchstgehalte für Mutterkornsklerotien und Ergotalkaloide in bestimmten Lebensmitteln veröffentlicht, die am 1. Januar 2022 in Kraft traten. Im Mai 2023 sind diese Grenzwerte in die neue Europäische Kontaminantenverordnung (EU) 2023/915[1] übergegangen. Für unverarbeitetes Getreide mit Ausnahme von Mais, Reis und Roggen wurde der Grenzwert für Mutterkornsklerotien auf 0,2 g/kg gesenkt. Für unverarbeiteten Roggen bleibt der bisherige Grenzwert von 0,5 g/kg zunächst bestehen. Neu aufgenommen wurden Höchstgehalte für Ergotalkaloide in vermahlenen Getreideprodukten.
Im Juli 2024 wurden mit der Verordnung (EU) 2024/1808 zur Änderung der Verordnung (EU) 2023/915 einige weitere ursprünglich für Juli 2024 geplante Absenkungen von Höchstgehalten für Ergotalkaloide und Mutterkornsklerotien verschoben.
Grenzwerte für Ergotalkaloide und Mutterkornsklerotien in verschiedenen Getreidearten und Produktgruppen
Da der Ergotalkaloidgehalt in einem Mutterkornkörper stark variieren kann und somit kein Zusammenhang zwischen dem Mutterkornbefall und dem Ergotalkaloidgehalt bestehen muss, ist eine Unterscheidung der Grenzwerte notwendig. Für vermahlene Produkte aus Gerste, Weizen, Dinkel und Hafer mit einem Aschegehalt von weniger als 900 mg/100 g wird ein Ergotalkaloid-Grenzwert von 100 µg/kg festgelegt, der nun ab dem 1. Juli 2024 für Gerste, Dinkel und Hafer auf 50 µg/kg gesenkt wird. Für entsprechende vermahlene Produkte aus Weizen wird die Absenkung auf 50 µg/kg auf den 1. Juli 2028 verschoben. Bei einem größeren Aschegehalt oder bei Produkten für Endverbraucher:innen dieser Getreidearten liegt der Ergotalkaloid-Grenzwert bei 150 µg/kg. Für Weizengluten wird ein Maximalwert von 400 µg/kg Ergotalkaloide pro kg zugelassen. Roggen ist in der Regel durch den offenen Blütenstand häufiger von Mutterkorn befallen, weshalb für Roggen höhere Grenzwerte gelten. Vermahlene Roggenprodukte unterliegen somit einem Grenzwert an Ergotalkaloiden von 500 µg/kg. Die für Juli 2024 geplante Absenkung auf 250 µg/kg wurde nun auf den 1. Juli 2028 verschoben. Des Weiteren wurde ab Januar 2022 auch ein Ergotalkaloid-Grenzwert für verarbeitete Lebensmittel auf Getreidebasis für Säuglinge und Kleinkinder mit 20 µg/kg eingeführt.
Die für Juli 2024 geplante Absenkung von Mutterkornsklerotien in unverarbeiteten Roggenkörnern von 0,5 g/kg auf 0,2 g/kg wurde mit dem finalen Verordnungsentwurf auf den 1. Juli 2025 verschoben.
Vorkommen von Mutterkörnern
Beim Mutterkorn handelt es sich um die von der Pilzgattung Claviceps gebildeten dunklen, halbmondförmigen Sklerotien, die insbesondere bei feuchter Witterung auf Getreideähren und Gräsern vorkommen können. In den Mutterkörnern eingelagert sind unter anderem die Stoffwechselprodukte der Pilze, zu denen auch die Ergotalkaloide zählen. Ergotalkaloide sind von Tryptophan abgeleitete Alkaloide, von denen bisher mehr als 50 verschiedene Substanzen identifiziert wurden. Gemäß eines Reports der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) zählen sechs Ergotalkaloide und deren Epimere zu den am häufigsten produzierten und somit wichtigsten Vertretern dieser Substanzklasse. Hierbei handelt es sich um Ergometrin, Ergotamin, Ergosin, Ergocristin, Ergocornin, Ergokryptin und die entsprechenden -inin-Epimere.
Toxizität von Ergotalkaloiden
Eine erhöhte Aufnahme von Ergotalkaloiden kann zu einer Mykotoxikose führen, die auch als Ergotismus bezeichnet wird. Hierbei kommt es zu Durchblutungsstörungen, die bis zum Verlust der Gliedmaßen führen können. Durch Verbesserungen in der Landwirtschaft und der Verarbeitungsmethoden sowie einer guten analytischen Überwachung kommt es heute nicht mehr zu großen Ausbrüchen des Ergotismus.
Analyse von Ergotalkaloiden
Unsere Expert:innen aus dem Kompetenzzentrum für Mykotoxine und Pflanzentoxine des Eurofins Labornetzwerks für Lebens- und Futtermittelanalytik in Deutschland, Eurofins WEJ Contaminants GmbH, bieten die Analyse aller wesentlichen Ergotalkaloide in Getreide und Futtermitteln mittels LC-MS/MS an. Mit dieser Methode werden die zwölf Ergotalkaloide, welche gemäß der EFSA-Beurteilung am häufigsten vorkommen, mit einer Bestimmungsgrenze von 3 µg/kg erfasst.
Neben der Analyse von Ergotalkaloiden bieten wir auch die Analyse eines breiten Spektrum von regulierten und nichtregulierten Mykotoxinen und Pflanzentoxinen in allen gängigen Lebensmitteln und Futtermitteln an.
Sie haben Fragen zur Analyse von Ergotalkaloiden?
Kontaktieren Sie unsere Expertin Carina Kellner oder Ihre:n persönliche:n Kundenbetreuer:in – wir freuen uns auf Ihre Anfrage!
Relevante Verordnungen
[1] Verordnung (EU) 2023/915 der Kommission (Kontaminantenverordnung)