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Neue Empfehlungen für Allergen-Schwellenwerte

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Gestiegene Beurteilungswerte für die amtlich Überwachung in Deutschland

Juni 2024. In Anlehnung an jüngere Veröffentlichungen der FAO und WHO haben ALS und ALTS neue Beurteilungswerte für Allergene beschlossen[1]. Diese Orientierungswerte für die Amtliche Überwachung liegen mehrheitlich höher als die bisherigen Werte aus dem Jahr 2019.

Wir geben Ihnen einen Überblick über die Änderungen der Beurteilungswerte, erläutern Ihnen die methodischen Anforderungen beim Allergennachweis und wie wir Sie bei der Analyse von Allergenen unterstützen.

Hintergrund der neuen Beurteilungswerte

Am 7. November 2023 hat die Arbeits­gemeinschaft Lebens­mittel­allergene der beiden Sach­verständigen­gremien ALS und ALTS aktualisierte Beurteilungs­werte für Allergene festgelegt. Diese geben den Laboren der amtlichen Lebensmittelüberwachung eine Orientierung, ab welchem Gehalt eines nachgewiesenen, aber nicht gekennzeichneten Allergens (weder als Zutat noch ggf. als Spurenhinweis) eine Prüfempfehlung an die Behörde ausgesprochen werden kann, um eine korrekte Allergenkennzeichnung zu gewährleisten.

Eine besondere Schwierigkeit bei der Festlegung der Referenzdosen stellt die Varianz dar, mit der Allergiker:innen auf betreffende Allergene reagieren können. Dabei wird nicht nur die sogenannte Auslösedosis, die zur Auslösung allergischer Reaktionen vorliegen muss, sondern auch die Schwere der Symptome berücksichtigt.

ED05 statt ED01

Die neuen ALS/ALTS-Beurteilungswerte basieren nicht mehr wie bisher auf den VITAL-Empfehlungen (Eliciting Dose 01, ED01) von 2019, sondern größtenteils auf die im Jahr 2022 von FAO und WHO veröffentlichten und empfohlenen Referenzdosen (Eliciting Dose 05, ED05) und beziehen diese auf eine Portion von 100 g.

Auch wenn beide Organisationen die gleiche Datengrundlage für ihre Empfehlungen nutzen, verwendet das VITAL-Konzept ED01-Werte, d. h. eine Dosis, die bei 1 % der Allergiker eine allergische Reaktion auslösen kann, während die FAO und WHO die Auslösedosis ED05 als ausreichend sicher definiert, bei der maximal 5 % der allergischen Bevölkerung eine Reaktion zeigen kann. Das Risiko für schwere oder sogar tödliche Folgen wurde bei Anwendung der ED05-Werte intensiv betrachtet und als sehr gering eingestuft.

Einige Beurteilungswerte, z. B. für die Allergene Lupine und Senf, weichen leicht von der FAO- und WHO-Empfehlung (2023) ab. Der Beurteilungswert für Krebstiere wurde von 2019 beibehalten und liegt damit deutlich unter der Empfehlung von FAO und WHO (2022).

Ergebnisse der Sitzungen des FAO/WHO-Expertengremiums

FAO und WHO wurden 2019 vom Codex Committee on Food Labelling (CCFL) beauftragt, das Codex Komitee hinsichtlich der Allergenkennzeichnung wissenschaftlich zu beraten. In den darauffolgenden Jahren hielt ein Expertengremium mehrere Sitzungen ab und veröffentlichte die gewonnenen Erkenntnisse 2022 bis 2024 in insgesamt fünf Berichten.

In der ersten Sitzung einigte sich das Expertengremium auf die acht wichtigsten Allergene, die gekennzeichnet werden sollen. Für diese acht Allergene wurden in der zweiten Sitzung Schwellenwerte und Referenzdosen etabliert (FAO/WHO 2022)[2]. Bezogen auf eine Portionsgröße ergeben sich daraus Allergen-Konzentrationen, so genannte Action Levels, die gemäß der dritten Sitzung bei Überschreitung für Verbraucher:innen eindeutig gekennzeichnet sein sollen. Die Kennzeichnung erfolgt dabei im Rahmen eines Allergenmanagements. In der vierten Sitzung beschäftigte sich das Expertengremium mit Ausnahmen von der Allergenkennzeichnung und im fünften Treffen wurden Schwellenwerte für weitere Schalenfrüchte und andere nicht prioritäre Allergene festgelegt (FAO/WHO 2023)[3].

Methodische Anforderungen beim Allergennachweis

Das FAO/WHO-Expertengremium formulierte zudem Anforderungen an die verwendeten Methoden zum Allergennachweis:

  • Es sollen protein-basierte Methoden eingesetzt werden, deren Ergebnisse in mg/kg Gesamtprotein berichtet werden.
  • Wegen der bekannt hohen Messunsicherheit sollten die Bestimmungsgrenzen der Methoden dreifach unterhalb der jeweiligen Aktionswerte liegen.

Es wurden aber auch methodische Limitationen identifiziert, die bei der Auswahl der Untersuchungsmethoden bzw. bei der Interpretation vorliegender Laborergebnisse berücksichtigt werden müssen. Dazu zählt z. B. eine häufig zu geringe Wiederfindung von Allergenen in prozessierten und komplexen Lebensmittelmatrices bei gleichzeitigem Fehlen geeigneter Referenzmaterialien.

Auswirkung der Empfehlungen auf die Allergengesetzgebung

Die FAO/WHO-Empfehlungen haben bereits erste gesetzliche Auswirkungen auf den Umgang mit Allergenspuren. So haben beispielsweise die Niederlande die Werte in die nationale Gesetzgebung aufgenommen. Insgesamt ist zu berücksichtigen, dass neben den FAO/WHO-Empfehlungen auch das VITAL-Konzept mit seinen aktuell gültigen Referenzdosen in der Version 3.0 von 2019 weiterhin stark verbreitet und etabliert ist.

Wir unterstützen Sie!

Für die gelisteten Allergene bietet Ihnen unser Kompetenzzentrum für Allergene im Eurofins Labornetzwerk für Lebens- und Futtermittelanalytik in Deutschland geeignete Methoden zum Proteinnachweis an. Wir überprüfen unsere Tests regelmäßig in Laborvergleichsuntersuchungen, sogenannten Ringversuchen. Dabei legen wir ein besonderes Augenmerk auf die Eignung unserer Tests für prozessierte Matrices, aber auch für Swabs und Reinigungswässer, und bieten produktspezifische Validierungen an.

Wir berichten Ihnen die meisten Ergebnisse wie gefordert in mg/kg Gesamtprotein und ermöglichen so ein gezieltes Risikomanagement in Ihrer Produktion. Selbstverständlich unterstützen wir Sie auch bei der Wahl des richtigen Tests für Ihr Produkt, bei nötigen Umrechnungen sowie anderen Fragen rund um das Thema Allergene. Kontaktieren Sie dazu gerne Ihre:n persönliche:n Ansprechpartner:in oder wenden Sie sich direkt an unsere Expertin Dr. Sandra Kerbach.

Abkürzungen

ALS: Arbeitskreis Lebensmittelchemischer Sachverständiger der Länder und des Bundesamtes für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit
ALTS: Arbeitskreis der auf dem Gebiet der Lebensmittelhygiene und der Lebensmittel tierischer Herkunft tätigen Sachverständigen
FAO: Food and Agriculture Organization of the United Nations
WHO: World Health Organization
VITAL: Voluntary Incidental Trace Allergen Labelling
ED01: Eliciting Dose 01 / Auslösedosis, die bei 1 % der allergischen Bevölkerung zu Reaktionen führt
ED05: Eliciting Dose 05 / Auslösedosis, die bei 5 % der allergischen Bevölkerung zu Reaktionen führt

Relevante Quellen

[1] ALS/ALTS-AG „Lebensmittelallergene“, 7. November 2023, Beurteilungswerte Allergene. Erschienen in: 92. Arbeitstagung des ALTS. J Consum Prot Food Saf (2024)
[2] FAO and WHO. 2022. Risk assessment of food allergens – Part 2: Review and establish threshold levels in foods for the priority allergens. Meeting Report. Food Safety and Quality Series No. 15. Rome
[3] FAO and WHO. 2023. Risk Assessment of Food Allergens – Part 5: Review and establish threshold levels for specific tree nuts (Brazil nut, macadamia nut or Queensland nut, pine nut), soy, celery, lupin, mustard, buckwheat and oats. Meeting report. Food Safety and Quality Series, No. 23. Rome