Chlorat in Fisch und Seafood
Feb. 2020. Der vorsorgliche Rückruf von Fischprodukten in der jüngeren Vergangenheit hat zu Verunsicherungen geführt, ab welcher Menge erhöhte Chloratgehalte in Fisch und Seafood als Gefahr einer Gesundheitsbeeinträchtigung für den Verbraucher zu werten sind. Eurofins fasst die Situation zusammen und gibt Ihnen konkrete Richtwerte für die Analytik und Bewertung von Chlorat.
Analytik und Bewertung von Chlorat in Fisch und Seafood*
Finden Sie hier die die detaillierte Ausführung kostenfrei zum Download.
*Autor: Markus Paul für Eurofins NDSC Food Testing Germany
Einsatz von Chlorat und Vorkommen in Lebensmitteln
Chlorat ist eine so genannte Multi-Source-Substanz, die unter anderem als Herbizid, aber auch als Desinfektionsmittel (Biozid) Anwendung fand. In der EU ist der Einsatz von Chlorat als Pflanzenschutzmittel oder in Biozidprodukten nicht mehr zulässig. Durch die Verwendung als Desinfektionsnebenprodukt aus der Trinkwasserbehandlung mit chlorhaltigen Produkten kann es allerdings zu Rückständen in Lebensmitteln kommen.
In Deutschland spielt diese Problematik eine nur untergeordnete Rolle. Der von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfohlene Richtwert für Chlorat im Trinkwasser wird in Deutschland allenfalls für kurzfristige Notfälle eingesetzt. In Ländern allerdings, in denen eine Trinkwasserchlorierung üblich ist, bildet der Kontakt mit Wasser den Haupteintragspfad in Lebensmittel. Eurofins interne Stichproben ergaben entsprechend, dass je nachdem, ob Proben mit oder ohne Wasserglasur untersucht wurden, unterschiedliche Chloratgehalte festgestellt wurden und sie in den Proben mit Wasserglasur deutlich höher ausfielen. Bei der Untersuchung von Chlorat ist in diesem Zusammenhang zu berücksichtigen, dass das Lebensmittel zu untersuchen ist, wie es auch verzehrt wird.
Kein gesetzlicher Höchstwert für Chlorat in Fisch oder Seafood
Die durch die EU VO 2020/749 vom 4. Juni 2020 zur Änderung des Anhangs III der EU VO 396/2005 festgelegten Rückstandshöchstgehalte für Chlorat gelten nicht für Fisch und Seafood, da hier die Beurteilung von Pflanzenschutzmitteln nach der Rückstands-Höchstmengenverordnung (RHmV) erfolgt und dementsprechend eine toxikologische Bewertung vorgenommen wird. Ein gesetzlicher Höchstwert für Chlorat in Fisch oder Seafood wurde bisher nicht festgesetzt.
Uneinheitliche Vorgehensweise der Behörden
Bei den bisher durchgeführten öffentlichen Rückrufen wurden amtlicherseits aufgrund der uneinheitlichen Vorgehensweise auf Länderebene unterschiedliche Berechnungsmodelle angewendet. Ebenso wurden Portionsgrößen, Personengruppen und Körpergewichte unterschiedlich veranschlagt und dem ARfD-Wert gegenübergestellt.
Zudem gibt es unterschiedliche Vorgaben der Handelspartner, die in ihren Spezifikationen verschiedene Maximalwerte an Chlorat definieren. In diesem Fall müssen die vertraglich vereinbarten Werte eingehalten werden.
Wie sind Chloratgehalte in Fisch und Seafood einzuordnen?
Gemäß der EFSA SCIENTIFIC Opinion „Risks for public health related to the presence of chlorate in food“ vom 24.06.2015 ist für die toxikologische Bewertung der dort ermittelte ARfD-Wert von 0,036 mg/kg Körpergewicht zu berücksichtigen. Der ARfD-Wert bezeichnet die von der WHO definierte akute Referenzdosis (Acute Reference Dose), also diejenige Substanzmenge, die pro Kilogramm Körpergewicht innerhalb eines Tages ohne erkennbares Risiko mit der Nahrung aufgenommen werden kann. Die Berechnung der Auslastung wird üblicherweise für die gefährdetste Bevölkerungsgruppe vorgenommen: Kleinkinder.
Für ein in Deutschland lebendes Kleinkind mit einem beispielhaften Durchschnittsgewicht von 16,15 kg entspricht eine 100%ige ARfD-Auslastung hier einem Gehalt von 4,1 mg Chlorat/kg Lebensmittel.
Darüber hinaus können weitere Hilfsmittel zurate gezogen werden, um die durchschnittliche toxikologische Belastung zu bewerten, wie z. B. die in der EFSA Studie „Compiled European Food Consumption Database“ oder der so genannten VELS-Studie des BfR (Verzehrstudie zur Ermittlung von Säuglingen und Kleinkindern für die Abschätzung eines akuten Toxizitätsrisikos durch Rückstände von Pflanzenschutzmitteln).
Da Messunsicherheiten je nach Analysemethode unterschiedlich ausfallen, empfehlen wir, diese mit Ihrem jeweiligen untersuchenden Eurofins Labor abzustimmen.
Eine detaillierte Ausführung der Analytik und Bewertung von Chlorat finden Sie im Eurofins Dokument Chlorat in Fisch und Seafood, das wir Ihnen hier kostenfrei zum Download anbieten.
Haben Sie Fragen zu Chloratgehalten in Fisch und Seafood?
Wenden Sie sich gern an Ihren persönlichen Kundenbetreuer oder direkt an unseren Experten Markus Paul.