Analyse von organischem und anorganischem Arsen in Lebensmitteln mittels IC-ICP-MS

Neue Höchstgehalte für anorganisches Arsen in Fisch und Meeresfrüchten treten im Oktober 2025 in Kraft
Okt. 2025 (Update). Mit der Verordnung (EU) 2025/1891[1] zur Änderung der Verordnung (EU) 2023/915 setzt die EU Höchstgehalte für anorganisches Arsen in Fisch und Meeresfrüchten fest für:
- Muskelfleisch von verschiedenen Fischarten
- Verschiedenartige Krebstiere
- Verschiedene Muscheln
- Kopffüßer
Die neuen Höchstgehalte gelten ab dem 08. Oktober 2025. Fisch und Meeresfrüchte, die vor dem Inkrafttreten der Verordnung rechtmäßig in den Verkehr gebracht wurden, dürfen bis zu ihrem Mindesthaltbarkeitsdatum oder Verbrauchsdatum im Verkehr bleiben.
Hintergrund und Toxizität
Arsen (As) ist ein weit verbreitetes Element, welches aufgrund seines natürlichen Vorkommens, aber auch durch industrielle Emissionen im Boden, Grundwasser, Meer sowie in Pflanzen und Tieren vorkommt. Arsen kann in organischer oder anorganischer Form vorliegen.
Im Laufe der letzten Jahre hat die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) eine Reihe von wissenschaftlichen, toxikologischen Bewertungen zu den verschiedenen organischen und anorganischen Arsenverbindungen vorgelegt:
Anorganische Arsenspezies (iAs)
Anorganische Arsenspezies (iAs) sind als karzinogen klassifiziert. In Lebens- und Futtermitteln sind iAs überwiegend in der Oxidationsstufe +3 (AsIII) oder +5 (AsV) in Thiokomplexen gebunden oder liegen als Oxoanionen Arsenit (AsIII) und Arsenat (AsV) vor.
Bereits im Jahr 2009 hat die EFSA erhöhte Risiken für Haut-, Lungen- und Blasenkrebs sowie Hautläsionen durch anorganisches Arsen beschrieben[2]. In ihrem neuen, Anfang 2024 veröffentlichten Gutachten wird ein sehr niedriger Referenzpunkt (RP) von 0,06 µg iAs/kg Körpergewicht/Tag angegeben, der bereits einen kleinen, jedoch messbar schädlichen Effekt verursachen kann. Neben den schon beschriebenen Krebserkrankungen werden nun auch chronische Nierenerkrankungen, Atemwegserkrankungen, spontane Fehlgeburten, Totgeburten, Säuglingssterblichkeit und Auswirkungen auf die Neuroentwicklung auf iAs zurückgeführt[3].
In ihrem wissenschaftlichen Report aus dem Jahr 2021 beschreibt die EFSA Getreide (insbesondere Reis), Getreideprodukte und Trinkwasser als Hauptquellen für die Aufnahme von anorganischem Arsen über alle Altersklassen. In bestimmten Ländern tragen darüber hinaus auch Fisch und Meeresfrüchte relevant zur Aufnahme von anorganischem Arsen bei. Für Säuglinge, Kleinkinder und Kinder werden in der EFSA-Expositionsbewertung vor allem Lebensmittel auf Getreidebasis für Säuglinge und Kleinkinder sowie Gebäck, Zwieback und Kekse für Kinder als entscheidend genannt[4].
Kleine organische Arsenverbindungen
Im Juli 2024 ergänzte die EFSA ihre Bewertung von Arsenverbindungen um ein Gutachten zu kleinen organischen Arsenverbindungen[5]. Gegenstand dieses Gutachtens sind Monomethylarsonsäure (MMA) und Dimethylarsinsäure (DMA). Die Bewertung erfolgte über den Margin of Exposure-Ansatz (MOE). Für MMA konnten auf Basis der vorhandenen Daten unabhängig von der Alters- und Konsumentengruppe keine gesundheitlichen Bedenken abgeleitet werden. DMA erhöht jedoch im Tierversuch das Auftreten von Harnblasentumoren und wurde als wahrscheinlich genotoxisch identifiziert.
MMA und DMA können über Fisch und Fischprodukte aufgenommen werden. Bei DMA spielt jedoch auch Reis als Expositionsquelle eine Rolle.
Komplexe Organoarsenspezies
Ein weiteres im Dezember 2024 veröffentlichtes EFSA-Gutachten bewertet sogenannte komplexe Organoarsenspezies wie Arsenobetain, Arsenozucker und Arsenolipide. Sie werden hauptsächlich in Fisch und Meeresfrüchten gefunden. Für Arsenobetain und Glycerin-Arsenozucker konnte für den Menschen kein gesundheitliches Risiko abgeleitet werden. Andere Arsenozucker und Arsenolipide konnten mangels ausreichender Daten nicht bewertet werden[6].
Rechtsgrundlagen
Die Verordnung (EU) 2023/915[7] setzt Höchstmengen für anorganisches Arsen als Summe von AsIII und AsV in Reis, Erzeugnissen auf Reisbasis, Fruchtsäften sowie in Säuglings- und Kleinkindnahrung und -beikost fest. Darüber hinaus ist eine Höchstmenge für Gesamtarsen in Salz geregelt. Die nun veröffentlichte Änderungsverordnung (EU) 2025/1891[1] erweitert die Höchstgehalte für anorganisches Arsen auf Fisch und Meeresfrüchte.
Mit ihrer Monitoring-Empfehlung (EU) 2015/1381[8] fordert die Europäische Kommission zudem weiterhin ihre Mitgliedsstaaten auf, den Gehalt an Gesamtarsen und anorganischem Arsen in einer Vielzahl von Lebensmitteln zu überwachen.
Höchstgehalte für den Gesamtarsengehalt in bestimmten Futtermittelerzeugnissen werden durch die Richtlinie 2002/32/EG des Europäischen Parlaments und des Rates vom 7. Mai 2002 über unerwünschte Stoffe in der Tierernährung[9] festgelegt. Die Empfehlung der Kommission 2002/C 206/01[10] fordert außerdem auch in Einzel- und Mischfuttermitteln zur expliziten Überwachung des Vorkommens von anorganischem Arsen auf.
Analyse von organischen und anorganischen Arsenverbindungen
Unsere Expert:innen aus dem Kompetenzzentrum für Metalle und Elemente verfügen über langjährige Erfahrung mit der Analyse von Gesamtarsen und anorganischem Arsen in diversen relevanten Lebens- und Futtermittelmatrices mit verschiedenen Analysetechniken.
Bereits seit einigen Jahren bieten die Eurofins Labore für Lebens- und Futtermittelanalytik in Deutschland die Analyse auf anorganisches Arsen mittels Hydrid-AAS an, die auf der Norm DIN EN 15517 basiert. Ergänzt wird diese nun durch die IC-ICP-MS-Kopplung, eine neue und besonders empfindliche Methode, die auf der Normmethode DIN EN 16802:2016 in geringfügig modifizierter Form basiert. Die Messung erfolgt nach saurer Extraktion ohne Oxidation von Arsenit zu Arsenat. Organische und anorganische Arsenspezies werden ionenchromatographisch (IC) getrennt und mittels ICP-MS detektiert. Die Summe der beiden separat quantifizierten anorganischen Arsenspezies AsIII und AsV wird mit einer Bestimmungsgrenze von bis zu 0,006 mg/kg berichtet. Somit eignet sich die Methode auch für die Kontrolle des niedrigsten Höchstgehaltes von 0,01 mg/kg für Säuglingsanfangsnahrung in flüssiger Form (Verordnung (EU) 2023/915)[6]. Zusätzlich zur Summe anorganischer Arsenspezies ist es möglich, AsIII und AsV sowie MMA und DMA mit einer Bestimmungrenze von bis zu 0,003 mg/kg separat zu analysieren.
Die Hydrid-AAS und IC-ICP-MS-Kopplung ergänzen sich in ihrer Anwendbarkeit auf Lebens- und Futtermittelmatrizes hervorragend. Dadurch können weitestgehend alle relevanten Matrizes auf anorganisches Arsen untersucht werden.
Mindestens jeweils eine Methode wurde für Reis, Milchpulver, Getreide, Beikost (sowie Getreidebeikost), Milch(produkte), Säfte, Konzentrate, Zucker, salzige Lebensmittel (Schinken, Oliven, Snacks), alkoholische Getränke, Pilze, Hülsenfrüchte sowie Fisch validiert.
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Relevante Quellen
[1] Verordnung (EU) 2025/1891 der Kommission vom 17. September 2025 zur Änderung der Verordnung (EU) 2023/915 hinsichtlich der Höchstgehalte für anorganisches Arsen in Fisch und Meeresfrüchten
[2] EFSA, 2009. Scientific Opinion on Arsenic in Food
[3] EFSA, 2024. Update of the risk assessment of inorganic arsenic in food
[4] EFSA, 2021. Chronic dietary exposure to inorganic arsenic
[5] EFSA, 2024. Risk assessment of small organoarsenic species in food
[6] EFSA, 2024. Risk assessment of complex organoarsenic species in food
[7] Verordnung (EU) 2023/915 der Kommission vom 25. April 2023 über Höchstgehalte für bestimmte Kontaminanten in Lebensmitteln (consolidated text)
[8] Empfehlung (EU) 2015/1381 der Kommission vom 10. August 2015 für eine Überwachung von Arsen in Lebensmitteln
[9] Richtlinie 2002/32/EG des Europäische Parlament und des Rates vom 7. Mai 2002 über unerwünschte Stoffe in der Tierernährung
[10] Empfehlung der Kommission vom 20. Mai 2022 zur Überwachung des Vorhandenseins von anorganischem Arsen in Futtermitteln 2022/C 206/01
Weitere EFSA-Empfehlungen
• EFSA Panel on Contaminants in the Food Chain (CONTAM), 2009. Scientific opinion on arsenic in food. EFSA Journal 2009; 7(10):1351
• EFSA Panel on Contaminants in the Food Chain (CONTAM), 2023. Draft Scientific opinion on the update of the EFSA Scientific opinion on inorganic arsenic in food. Public Consultation PC-0590
• Chronic dietary exposure to inorganic arsenic. EFSA Journal 2021;19(1):6380